Vom Historismus in die ModerneFritz Geiges: Künstler - Kopist - Restaurator
Der Freiburger Glasmaler Fritz Geiges (1853-1935) zählt zu den außergewöhnlichsten Künstlerpersönlichkeiten des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Geprägt durch den Historismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dessen Wertschätzung für das Mittelalter widmet sich Fritz Geiges nach seinem Kunststudium vor allem der Glasmalerei. Intensive Studien über die Entwicklung und Technik der Glasmalerei und die Leitung einer Werkstatt führen zu hoher Sachkompetenz und Ansehen. Zu seinen spektakulärsten Aufträgen zählt die Gestaltung der 27 Fenster und Mosaiken für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin 1895; zahlreiche weitere Aufträge durch das deutsche Kaiserhaus folgen.
Neben seiner entwerfenden und ausführenden Tätigkeit war er vor allem ein gefragter Restaurator. Mit großer Stilsicherheit restaurierte Geiges Glasmalereien des 13. - 16. Jahrhunderts in bedeutenden Kirchen, u. a. im Freiburger Münster und den Dombauten in Eichstätt und Metz. Während der Restaurierungen fertigte er zahlreiche Kopien von Fenstern an und so entstand eine ansehnliche Sammlung, die die Entwicklungsgeschichte der Glasmalerei vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert eindrucksvoll repräsentiert.
Nach der Jahrhundertwende befreit sich der Künstler vom rückwärtsgewandten Stil des Historismus und gelangt zu einer modernen, durch Jugendstil und Symbolismus beeinflussten, Bildauffassung.
1998 wurde die Sammlung Fritz Geiges mit 112 Werken als Schenkung dem Deutschen Glasmalerei-Museum übereignet. Erstmals würdigt eine Ausstellung den Künstler, Kopisten und Restaurator umfassend und zeichnet seinen Weg vom Historismus in die Moderne nach.