Raumkunst der GegenwartGlasmalerei und Skulptur von Tobias Kammerer
Das Deutsche Glasmalereimuseum Linnich stellt die interdisziplinäre, raumbezogene Arbeit des Künstlers anhand von Glasmalereien, Gemälden, Skulpturen und Modellen vor.
Bereits als Student an der Akademie der Bildenden Künste in Wien war Tobias Kammerer von der Idee des Gesamtkunstwerkes fasziniert. 1968 in Rottweil geboren, studierte er zunächst Freie Malerei bei Prof. Arik Brauer und Prof. Josef Mikl (1986-92); anschließend Bildhauerei bei Prof. Bruno Gironcoli (1992-94).
In der Malerei von Tobias Kammerer zählt die monumentale Wandgestaltung neben dem Aquarell und der Ölmalerei zu einem weiteren künstlerischen Ausdrucksmittel. 1992 realisiert der Künstler ein sich über 2 Stockwerke erstreckendes Riesenaquarell an Wand und Decke des Forum Kunst Rottweil, mit dem er sich in das Bewusstsein der Öffentlichkeit malt. Aus dem Bestreben sakrale Räume allumfassend durchzukomponieren kommt ab 1995 auch die Gestaltung der Fensterflächen hinzu.
In den folgenden Jahren realisierte Kammerer zahlreiche Gesamtausstattungen für Kirchen, wie z.B. für die Basilika St. Katharinen in Kiew/Ukraine, wo er von 1998-2000 das leere und vernachlässigte Gebäude in einen harmonischen Licht- und Farbraum verwandelt. Neben der Wand- und Glasmalerei vollenden hier von ihm entworfene Paramente, Kerzenleuchter, Türgriffe sowie ein gläsernes Altarkreuz das Gesamtkunstwerk.
Mit sensiblem Einfühlungsvermögen in Architektur und Innenausstattung entwickelte der Künstler seither für zahlreiche historische Kirchenräume ein modernes Erscheinungsbild. Er schafft damit neue Anreize für den Gläubigen, die Gottesbotschaft in einer zeitgemäßen und lebendigen Form zu erfahren.
Kammerer arbeitet kontrastreich mit Linie und Fläche, mit transparentem und verdichtetem Farbauftrag. Seine Arbeiten sind abstrahierend bis abstrakt.
Bestimmte Themen sucht er über die Verbindung von Farbe und meist informellen Form intuitiv erfahrbar zu machen; wenn notwendig, wird Figürliches zeichenhaft angedeutet.
Bei seinen freien glasmalerischen Arbeiten nutzt Kammerer Schmelzfarben, die er mit spontanem Gestus auf den Glasträger bannt. Oft füllt ein einziger, breit gesetzter Pinselstrich die gläserne Bildfläche. Zusätzliche Techniken wie die Ätzung oder Applikation von Echtantikglas verdichten die Kompositionen, die sich scheinbar über den Bildrand hinweg in den Raum ausdehnen.