Kristalline WeltenDie Glasgemälde Heinrich Campendonks

5. April 2014 - 28. September 2014


Der Maler Heinrich Campendonk (1889 Krefeld – 1957 Amsterdam) gehört zu den Künstlern des Rheinischen Expressionismus und ist vor allem als Mitglied des Blauen Reiters bekannt geworden. Dass Heinrich Campendonk auch ein versierter Glasmaler war, ist weniger bekannt. Durch sein Studium an der Krefelder Kunstgewerbeschule (1905-09) als Schüler von Johan Thorn Prikker, dem Pionier der modernen Glasmalerei im 20. Jahrhundert im Rheinland, hat er erste Berührungspunkte mit den Monumentalkünsten wie der Wandmalerei, dem Glasmosaik und der Glasmalerei.

Bei den ersten Glasgemälden Campendonks handelt es sich nicht um großformatige Bleiverglasungen, sondern um kleine, intime Hinterglasgemälde, die er in Süddeutschland malt. Auf Einladung der Künstler des Blauen Reiters übersiedelt Campendonk 1911 nach Sindelsdorf, wo die Künstler diese alte Volkskunst für sich entdeckt haben. Die Technik dieser auf Nahsicht gemalten gläsernen Preziosen wird Campendonk zeitlebens beibehalten.

Nach seiner Rückkehr ins Rheinland 1923 wendet sich Campendonk jetzt der Angewandten Kunst zu – 1926 entsteht die Bleiverglasung Kreuzigung für das Augustinerkloster in Marienthal. Die stark vereinfachte, kraftvolle Zeichnung - kombiniert mit der leuchtenden Brillanz der mundgeblasenen farbigen Echtantikgläser - führt zu der Faszination dieses Werkes. Im gleichen Jahr übernimmt er eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie (1926-34). In einem virtuosen Spiel mit Farben und Form realisiert Campendonk in seiner Düsseldorfer Zeit eine große Bandbreite von geometrisch-abstrakten Ornamentfenstern, Symbolfenstern und eindrücklichen Figurenfenstern für bedeutende historische Kirchen wie z. B. das Bonner Münster (1930/31), als auch für Kirchen bedeutender zeitgenössischer Baumeister wie z. B. Maria Grün in Hamburg-Blankenese (1930) aus der Hand von Clemens Holzmeister.
1934 seines Amtes durch die Nationalsozialisten enthoben, emigriert Campendonk über Belgien in die Niederlande. In Amsterdam nimmt er 1935 erneut eine Professur an. Hier entstehen in der Folgezeit vor allem monumentale Verglasungen für Profanbauten, wie für die Bank von Indonesien oder für die Elektrizitätsgesellschaft ANIEM. Stilisierte Tier- und Pflanzenmotive in zarten Grisaille- und Pastelltönen kennzeichnen diese neue Phase.

Der Kontakt zu den deutschen Auftraggebern und Werkstätten reißt auch während des Zweiten Weltkrieges nicht ab. Aus dem niederländischen Exil heraus entwirft er für die Kölner St. Kolumba-Kirche 1941-44 eine Gesamtverglasung für die Ostwand mit fünf großformatigen Verglasungen. Durch einen glücklichen Umstand fand sich im künstlerischen Nachlass von Heinrich Campendonk auch ein bisher unveröffentlichter Briefwechsel, der das jahrelange, zähe Ringen um dieses nie realisierte Gesamtkunstwerk belegt. Die Linnicher Ausstellung präsentiert erstmals die beiden während des Krieges ausgeführten monumentalen Fenster zusammen mit den Originalkartons der übrigen Fenster und einem weiteren posthum ausgeführten Fenster.

Publikation zur Ausstellung

Kristalline Welten Die Glasgemälde Heinrich Campendonks

Linnich 2014. Myriam Wierschowski (Hrsg.) mit Texten von Astrid Schunck, Christiane Heiser, Gisela Geiger und Myriam Wierschowski.

Katalog zur Ausstellung im Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich vom 5. April – 28. September 2014

35 € Hardcover, 240 Seiten, ISBN 978-3-9810046-7-0

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