Im Fokus der ModerneDie Glasmalerei-Werkstatt Hein Derix, Kevelaer

22. Mai 2010 - 29. August 2010


Kevelaer ist nicht nur durch die Wallfahrt berühmt, sondern auch durch die traditionsreiche Glasmalerei. Die 1866 gegründeten, heute von Peter Derix und Werner Heymann geleiteten „Werkstätten für Glasmalerei, Mosaik und Restaurierungen Hein Derix KG“ arbeiten weltweit für Kirchen, Privatleute und öffentliche Auftraggeber. Ihre schon früh begonnene Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstlern der modernen Glasmalereibewegung ist dabei bis heute bleibendes Firmen-Konzept bei Betreuung und Förderung junger Talente und aktueller Kunstentwicklungen. Diesen Weg zeichnet die Ausstellung mit zahlreichen Ausführungsbeispielen nach.

Wilhelm Derix (1837-1919) gründet 1866 in Goch zunächst zusammen mit seinem Bruder Heinrich (Dekorationsmaler) und dem Kunstmaler Winkholt die „Kunstglaserei und Glasmalerei Wilhelm Derix“, die er ab 1867 alleine weiterführt. Der Sohn Heinrich Derix (1869-1959) absolviert ebenso wie etwas später sein Bruder Wilhelm Derix (1872-1922) seine Studienzeit bei dem Kunstmaler Friedrich Stummel in Kevelaer. Seit 1903 leiten beide gleichberechtigt die Firma: Wilhelm in Goch und Heinrich in Kevelaer. In Verbindung mit der Realisierung von Glasmalereien für den Vatikan in Rom erfolgt 1910 die Ernennung zum päpstlichen Hofglasmaler. Als 1922 der Bruder Wilhelm stirbt, wird die Gocher Werkstatt samt Inventar und Personal nach Kevelaer übernommen. In der dritten Generation leiten in den 1930er Jahren die in Krefeld, München und Köln ausgebildeten Söhne von Wilhelm Derix, Wilhelm (1904-1946) und von Heinrich Derix, Hein(rich) (1904-1987) das Unternehmen; 1941 erfolgt die Trennung. Hein Derix führt die Werkstatt in Kevelaer weiter; Wilhelm gründet in Düsseldorf-Kaiserswerth eine neue Firma.

Hein Derix hat durch seine Studienzeit bei Johan Thorn Prikker ein ausgeprägtes Kunstverständnis und die besten Kontakte zu zeitgenössischen Künstlern, wie z.B. Heinrich Campendonk, Heinrich Diekmann oder Anton Wendling. Es entsteht eine intensive Zusammenarbeit namhafter Künstler mit der Kevelaerer Werkstatt. Sie alle folgen der neuen Entwicklung in der Glasmalerei, die ihr Lehrer Thorn Prikker seit 1910 vertrat und die sich Ende der 1920er Jahre in der christlichen Kunst durchzusetzen begann. Großaufträge in der Wiederaufbauphase der rheinischen Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg und durch Anton Wendling erwirkte Aufträge in den USA fördern Werkstatt und die weitere Entwicklung der Glasmalerei.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sind es vor allem junge Künstler wie Klos, Lünenborg, Meistermann, Poensgen, Schaffrath, Schreiter, Spierling und Teuwen, die nun den Ruf der Glasmalereiwerkstatt als Hort moderner Glasmalerei im Rheinland begründen. Künstlerisches Empfinden, handwerkliches Können und die Offenheit für neue Strömungen (Betonglas, Fusing, Ätzen, Sandstrahlen, Kleben) ziehen weiterhin Künstler in die Werkstatt, die seit 1972 von Werner Heymann und Peter Derix geleitet wird. Mit den Söhnen Jörg Derix und Michael Heymann arbeitet mittlerweile die fünfte Generation in der Werkstatt.

Entscheidende Entwicklungen der Glasmalerei wurden in dieser Werkstatt ermöglicht, die damit ihren Beitrag geleistet hat, das Rheinland zur entscheidenden Entfaltungsstätte der modernen Glasmalerei zu machen.